Dieser Artikel beweist, dass es keine Ausreden mehr gibt. Yoga ist einfach überall möglich. Sogar oder gerade besonders im Urlaub…
„Denn nur dem,
der den Mut hat,
den Weg zu gehen,
offenbart sich der Weg…“
Paulo Coelho
Für viele Menschen hat der Urlaub eine neue Bedeutung als „Tankstelle für die Seele“ erhalten. Kraft schöpfen, zur Ruhe kommen, wieder mit sich sein, das sind Motive, die die Wahl des Urlaubsortes und des Angebotes bestimmen. Für Maria Koch, Schmuckdesignerin aus Starnberg ist Yoga ist auch eine Inspirationsquelle für ihre Arbeit. Denn bei Yoga am Urlaubsort, z.B. auf der Wiese mit Blick auf die Berge, bekommt das Wort „Durchatmen“ eine besondere Bedeutung. „Diese Bilder bleiben im Kopf, wenn es im Alltag zuhause wieder stressig ist, dann schließt man die Augen für Momente, sieht die weißen Bergspitzen, das statte Grün der Wiesen, hört die Vögel zwitschern, spürt den Windhauch, atmet tief durch.“
Das Angebot an der Kombination Urlaub und Yoga ist in den letzten Jahren explodiert. Doch wer die Wahl hat, hat die Qual. Unsere Chefredakteurin Catharina Niggemeier traf Verena Hertlein, ärztlich geprüfte Yogalehrerin, nach einer Yogastunde im Shanti Om in Haidhauen in München, um mit Ihr über das Thema zu sprechen.
Ist es sinnvoll, als Yoga-Anfänger im Urlaub Yoga zu testen?
Ich habe es selbst als sinnvoll erlebt. Zwar besuchte ich nicht meine allerersten Yogastunden im Urlaub, doch ich übte noch nicht besonders lange, als ich zu meinem ersten Retreat fuhr. Da war viel Zeit, um mich entspannt auf den Yogaunterricht einzulassen, und dem Lehrer hinterher Fragen zu stellen. Ich habe nebenbei ein wenig in der Yogaliteratur gelesen und mich mit den anderen Teilnehmern über unsere Erfahrungen ausgetauscht. Für mich war das nicht nur sinnvoll, sondern essentiell, um zu verstehen und um „am Ball“ zu bleiben.
Was sollte man als Yoga-Neuling beachten?
Dass man das für sich richtige Angebot findet. Es gibt so viele Möglichkeiten – das macht es nicht unbedingt einfacher. Man sollte sich gut informieren und nachfragen. Vor allem sollte man sich vorher überlegen, was man eigentlich selbst möchte: Es liegt ein gewaltiger Unterschied zwischen einem Urlaub mit täglichen Yogastunden und einem Retreat, das unter Umständen mit einer fordernden Praxis mehrmals am Tag, Meditation und in manchen Fällen Fasten und Schweigen verbunden ist. Die erste Version mag manchen nicht genügen und letzteres kann einen Neuling komplett überfordern… Wenn man sich selbst nicht sicher ist, sollte man zuvor das Gespräch mit dem Lehrer suchen.
Wie erkennt man, ob der Yogalehrer ein guter Lehrer ist?
Das Wichtigste ist in meinen Augen, dass er für mich ein guter Lehrer ist, weil er zu mir passt. Was hilft es, wenn ich über einen Yogalehrer nur das Beste gehört habe, ich mich aber selbst bei ihm nicht wohlfühle? Viele Punkte sind wichtig: Natürlich die fundierte Ausbildung und die Erfahrung des Lehrers, aber auch, ob der Stil für mich der Richtige ist. Yoga kann man auf so unterschiedliche Weise praktizieren und unterrichten, dass es zwei „gleiche“ Lehrer nicht gibt. Man sollte sich in den Stunden gut betreut und abgeholt fühlen und darauf achten, dass der Lehrer auch nach der Stunde noch da ist, um eventuelle Fragen zu beantworten. Das Fazit: Bevor man mit einem Lehrer in den Yogaurlaub fährt, sollte man bereits zuvor seine Yogastunden besucht haben. Oder – wenn das nicht möglich ist – zumindest vorher mit ihm sprechen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was einen erwartet.
Auf was sollte man achten, wenn man ein Yogaseminar im Urlaub bucht?
Wie bei jedem anderen Urlaub sollte man vergleichen. Es gibt verschiedenste Angebote und es ist wichtig zu wissen, was da auf einen zukommt. Das geht nicht ohne Reflexion im Vorfeld: Wofür bin ich bereit? Was wünsche ich mir? Es spricht nichts gegen einen Urlaub am Meer mit gutem Essen und morgendlichen Yogastunden, wenn ich mich danach fühle. Genauso kann ein „Rückzug“ in die Stille mit einer sehr intensiven Praxis das Richtige sein. Je nachdem, für welche Variante man sich entscheidet, gewinnen manche Punkte an Bedeutung: der Urlaubstort, die Gruppe, die Innenräume, das Essen usw.
Was ist Ihre persönliche Empfehlung für Yoga im Urlaub?
Wenn man die Möglichkeit hat, würde ich empfehlen, offen zu bleiben und Verschiedenes auszuprobieren. Ich selbst habe schon viele Yogaurlaube und Retreats erlebt: Locker am Meer, absolut zurückgezogen auf einer abgelegenen Finca, schweigend im Kloster, intensive körperliche Praxis im Seminarhaus, in Verbindung mit Wandern in den Bergen usw. In verschiedenen Lebensphasen war das jeweilige Angebot meist das Richtige. Ich möchte keine dieser Erfahrungen missen – sie gehören alle zu meinem Yogaweg dazu.
Ab der nächsten Ausgabe von Seestye-Magazin stellen wir besondere Orte, Plätze, Hotels und Angebote zum Thema Yoga & Urlaub vor.
PORTRAIT:
Verena „Vee“ Hertlein ist ärztlich geprüfte Yogalehrerin und unterrichtet klassisches Hatha Yoga und Vinyasa Flow in verschiedenen Studios in München, in Hotels, Firmen und im Einzeltraining. Dabei legt sie ebenso viel Wert auf die präzise Ausrichtung von Körper und Geist wie auf das Gefühl von fließender Leichtigkeit beim Üben.
Als freie Journalistin schreibt sie seit vielen Jahren für unterschiedliche Yoga- und Wellness-Medien. www.yogavee.de
Catharina Niggemeier