Und doch ist er alles andere als ein Esofoozie (Esoteriker), der auf der Suche ist. Bodenständig, erfolgreich, kantig, lebensbejahend, mit bayerischen Charme und all dies ist kein Widerspruch um sich auf eine 21-tägige pure Ayuvedakur einzulassen.
Nicht ohne Grund wird Kerala, der Bundesstaat im äußersten Südwesten Indiens liebevoll als Garten Eden bezeichnet. Die Malabarküste wird von Wäldern von Kokospalmen verziert. Die malerischen Backwaters, die aus einem weit verzweigten Netz aus Lagunen, Kanälen und Flüssen bestehen, welches sich durch die tropischen Landschaft zieht, verzaubert die Betrachter. Exotische Gewürze, Tee und Kaffee werden im gebirgigen Hinterland angebaut. Jedoch einer der Hauptgründe für Reisende nach Kerala zu kommen sind die Ayurvedakuren, denn die Region gilt als Heimat, der Jahrtausende alten Heilkunst.
Das Wissen vom Leben – Ayurveda ist eine uralte indische Gesundheitslehre.
Ayurveda entstand vor etwa 5000 Jahren in Indien und gilt als eines der ältesten überlieferten Medizinsysteme der Welt. Es basiert auf der Erkenntnis, dass Körper, Geist und Seele eine Einheit bilden. Zugleich geht die ayurvedische Lehre davon aus, dass der Mensch aus den fünf Elementen Erde, Wasser, Feuer, Luft und Äther besteht. Diese fünf Elemente wiederum bilden die Doshas (Grundkonditionen) Vatha, Pitha und Kapha. Die Doshas sind angeblich hauptverantwortlich für die Gesundheit. Eine Ayurvedakur hat das Ziel die Doshas, deren Zusammenspiel bei jedem Menschen individuell ist, wieder in die Balance zu bringen. Während der Kur durchläuft man eine Entgiftungsphase, in der der Körper von Giften gereinigt wird, die durch einen unausgewogenen Lebensstil und falsche Ernährung angesammelt wurden. In der Aufbauphase wird das verlorene Gleichgewicht durch pflanzliche Mittel wieder hergestellt, vor allem durch Pflanzenöle, mithilfe unterschiedlicher Massagetechniken.
„Es ist schon ein einmaliges Erlebnis, wenn auf deinem Kopf bei der Sirovasty-Anwendung ein Hut aufgetürmt wird, der mit Öl gefüllt wird“, lacht Stefan (Pitha – Vatha). Die Anwendung soll bei Migräne helfen.
Der Rhythmus hat bei der Kur eine wichtige Bedeutung, daher verlaufen die Tage immer nach einem gleichen Schema.
Aufstehen, meditieren und Yoga, dann Frühstück, individuelle Anwendungen, Ruhepause, Mittagessen und Freizeit. „Mehr braucht man und will man auch nicht“, ergänzt Stefan. Einen ganzen Stapel Bücher hatte er bei der Reise dabei, angerührt hat er keins, „lieber saß ich an meinem Klippenplatz und habe die Weite des Meers auf mich wirken lassen.“
Was nimmt man mit?
„Das kann ich nicht beantworten“, Stefan lehnt sich zurück. Nach den einundzwanzig Tagen hat er sich noch eine Woche auf Sightseeingtour begeben. Einfach losfahren ohne Ziel, bewusst erleben und fotografieren. „Ich saß auf einer blauen Wiese, ein absoluter Traum, umgeben von Blau, das war einer dieser magischen Momente, da war ich im jetzt“, während er erzählt, streichen seine Hände über seine Arme, als würde er das Gefühl welches die Worte bei ihm auslösen noch einmal fühlen. „Aber mitgenommen, habe ich nichts“, ergänzt er. Ich lache, denn ich sehe seine leuchtenden Augen.
„I see your eyes and I can see your soul, now your laughing“.
Catharina Niggemeier