In München steht das Hofbräuhaus und … nun auch das Hofspielhaus. Der Name allein ist ein PR Coup. Es muss schon immer da gewesen sein, in einer Art Dornröschenschlaf. Ich stelle mir Schauspielgrößen vergangener Epochen auf staubigen Brettern, die die Welt bedeuteten, vor. Aber es ist alles anders.
Christiane Brammer hat gerade erst eröffnet. Der Traum vom eigenen Theater. „Die Sphinx von Giesing“, inszeniert von Autor und Regisseur Stefan Kastner, wird gerade zum Besten gegeben. Vier
Eigenproduktionen bringt Christiane Brammer pro Jahr auf die Bühne. Am 13. November folgt schon die nächste Premiere: „Schwestern“ (Regie Stefanie von Poser).
Nun ist München nicht gerade kulturelle Einöde. Neben einem erstklassigen Opernhaus unter Intendant Klaus Bachler und Musikdirektor Kirill Petrenko, gibt es eine ganze Reihe anspruchsvoller Theaterhäuser. Gerade polarisiert z.B. Querdenker Matthias Lilienthal von den Kammerspielen die Münchner Kulturinteressierten. Intendant Martin Kušej vom Residenztheater wurde 2012 mit dem Deutschen Theaterpreis „Faust“ für seine Inszenierung von Rainer Werner Fassbinders „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ ausgezeichnet.
Nun gut, Konkurrenz belebt das Geschäft. Und bei „Geschäft“ vernehme ich schon das notorische Jammern nach staatlicher Kulturförderung und Subvention. Eines der wenigen Themen, bei denen sich Kulturschaffende einig sein dürften. Doch Christiane Brammer winkt müde ab. „Bevor man in Bayern für ein Theater Fördergelder bekommt, muss man erst einmal zwei Jahre erfolgreich bestehen.“
Das klingt nach echtem Pioniergeist. Überhaupt scheint die Münchner Bürokratie im theaterreifen Kontrast zu „Hier ist alles möglich, hier darf alles sein“ zu stehen.
„Da muss man pragmatisch sein“, so Christiane Brammer. „In den Räumlichkeiten des Hofspielhauses war vorher ein Club untergebracht. So mussten wir die Konzession erst gar nicht ändern“. Also kein unternehmerisches Hara Kiri? „Wir haben für die Räumlichkeiten verschiedene Nutzungskonzepte erarbeitet“. Dazu gehört zum Beispiel die Vermietung für Feste und Feiern.
Christiane Brammer macht außerdem Führungskräfte mit ihrem
systemischen Stimm- und Kreativcoaching fit für deren Berufsalltag. „Da ist ein echtes Theater, mit Bühne, Stuhlreihen und Scheinwerfer die ideale Trainingsumgebung.“ Im neuen Hofspielhaus sollen außerdem Lesungen inszeniert, Slam Poetry veranstaltet und Musikstücke gespielt werden. Gerold Huber interpretiert da z.B. die 9. Symphonie von Beethoven. Überhaupt lebt die Idee von Christiane Brammers Netzwerk. Bereits Ihre Eltern hatten ein Welttourneetheater. Wen wundert es da, dass sich Brammer da mit großer Nonchalance in der Szene bewegt und Schauspielkollegen für die Idee begeistert hat? Michael Mendl, Heio von Stetten, Michaela May oder Veronika von Quast sind mit von der Partie.
χ Tobias Vetter
„Ich liebe es Theater zu spielen. Es ist so viel realistischer als das Leben“ Oscar Wilde
Hofspielhaus
Falkenturmstr.8
80331 München
089 24 20 93 33