Fettes Essen, Rauchen, wieder keine Zeit für Sport und vielleicht noch ein, zwei oder drei Flaschen guten Roten zum Abendessen. Weil der Tag so aufreibend war und man sonst nicht richtig abschalten kann. Schließlich will man sich auch mal was gönnen, wenn man den ganzen Tag unter Hochspannung steht. Jeder weiß, dass diese Form der Streßbewältigung auf Dauer ungesund und unvernünftig ist. Das alles macht einen nicht unbedingt schöner, entspannter und leistungsfähiger. Dennoch meint jeder, der so lebt, irgendwie doch, dass die negativen Auswirkungen dieses Lebenswandels ihn selbst nicht betreffen. Es erwischt immer nur die anderen. Mich selbst allenfalls zufällig, irgendwann einmal. Den Hüftspeck und die, nun ja, Wampe hat jeder in meinem Alter. Ein Kilo mehr Körpergewicht pro Lebensjahr ist doch normal. Man ist ja keine 20 mehr. Die moderne Religion der Askese und des Körperkults sowie dazugehörige Gesundheits- und Fitnessapostel sind auch ziemlich unsexy, jedenfalls außerhalb Kaliforniens. Falls man sich trotzdem entschließen kann, sich mit der gesundheitlichen Seite seines Lebenswandels zu befassen: Was ist zu tun? Zum gehobenen Lifestyle gehört nicht zuletzt auch, gesünder, attraktiver und fitter zu sein als der Durchschnitt. Seestyle besuchte drei Experten ihres Fachs – Starnberger Ärzte – und bringt die konkreten Auswirkungen des falsch verstandenen Hedonismus und Therapiemöglichkeiten aus ärztlicher Sicht in Erfahrung.
Dr. med. dent. Thomas Walzer, ein Zahnarzt wie aus dem Bilderbuch, sitzt uns in seiner hochmodernen, lichtdurchfluteten Praxis in der Starnberger Ludwigstraße mit Blick auf den See gegenüber und meint nachdrücklich: „Wenn ich jemanden behandle, sehe ich sofort, ob mein Patient raucht. Gelblich verfärbte Zähne, Zahnfleischentzündungen bis hin zur Parodontitis, Komplikationen bei Implantatbehandlungen und Wundheilungsstörungen kommen bei Rauchern sehr oft vor. Allein das Risiko einer Parodontitis ist bei Rauchern um das Siebenfache im Vergleich zu Nichtrauchern erhöht! Bei einer Parodontitis – sprich Entzündung des Zahnbetts – ist der gesamte Zahnhalteapparat angegriffen. Die Zähne werden beweglicher, verändern ihre Stellung und fallen häufig sogar aus. Vor allem verschlechtert Rauchen aber die Durchblutung im Mundraum. Das Zahnfleisch wird anfälliger für Infekte, da es nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt wird. Verantwortlich für die Durchblutungsstörungen sind Inhaltsstoffe des Tabaks, die zu Gefäßablagerungen führen. Diese Ablagerungen finden sich bei Rauchern auch in anderen Gefäßen, etwa des Herzens oder der Beine. Im Mundraum machen sie sich sehr früh bemerkbar: Die Arterien sind hier viel feiner und verengen schneller. Ich als Zahnarzt bin also oft der erste, der bei einem Patienten die Folgen des Rauchens entdeckt. Ich denke, dass die Risiken des Rauchens und die negativen Folgen auf den gesamten Organismus meistens total unterschätzt werden. Einfach schade finde ich es für den Patienten, wenn der Behandlungserfolg durch das Rauchen erschwert wird. Schließlich wollen meine Patienten alle saubere, gesunde und dadurch schöne Zähne. Die Schönheit der Zähne, eine attraktive Ausstrahlung, und das subjektive Wohlbefinden sind – außer wenn jemand schon Schmerzen hat – oft der Impuls, überhaupt zum Zahnarzt zu gehen. Oder wenn – bei Männern nicht selten – ausnahmsweise mal die Ehefrau ganz vorsichtig äußert, dass der Mundgeruch ihres Mannes allmählich unangenehm wird. Regelmäßige zahnärztliche Kontrollen würden natürlich auch helfen, einen Patienten in Richtung Gesundheit und insbesondere Zahngesundheit zu motivieren. Das alles lässt sich schon im Kindesalter kontinuierlich anlegen. Es hat sich in den letzten Jahren außerdem deutlich gezeigt, dass das Bevormunden und Maßregeln eines Patienten gerade nicht dazu führt, dass sich einer dazu entschließt, gesünder zu leben, oder gar mit dem Rauchen dauerhaft aufzuhören. Ich setze da viel lieber auf Kooperation, Einsicht, und
positive Motivation.“
Nehmen wir an, ich als Raucher läge nun auf ihrem Behandlungsstuhl und signalisiere, dass ich nicht abgeneigt wäre, mit dem Rauchen aufzuhören. Was würde er als Zahnarzt da machen? Dr. Walzer meint, das käme gar nicht so selten vor. Dann sei umfassende Beratung, Aufklärung und intensive Betreuung ebenso wesentlich wie in anderen Bereichen der Zahnmedizin. Er würde zunächst im Gespräch die gesundheitlichen, sozialen und finanziellen Vorteile klar aufzeigen, die das Aufhören mit sich brächten. Und den Patienten dazu anregen, nicht daran zu denken, dass man seine geliebte Zigarette verliert, sondern positiv daran zu denken, was man ohne Zigaretten gewinnen kann…die schon lange erträumte Urlaubsreise etwa von den „ersparten“ Ausgaben für Zigaretten, oder den Genuss eines feinen Essens, welches man endlich wieder richtig schmecken kann. Dass sich die Entwöhnung in jedem Lebensalter lohnt, und man auf jeden Fall schöner und deutlich länger leben kann als Nichtraucher. Wegen der hohen Rückfallgefahr bei Nikotinsucht würde er aber auch empfehlen, weitere fachärztliche Hilfe anzunehmen. Mit einem festen Entschluß alleine lässt sich die Nikotinabstinenz nämlich oft nur schwer durchhalten, schließlich sind beim Rauchen, pharmakologisch betrachtet, Suchtstoffe im Spiel, die erhebliche Auswirkungen auf das zentrale Nervensystem haben. Angesichts dessen wird vielleicht auch verständlich, warum die Raucher, die aus den Lokalen nach draußen verbannt wurden, weiterrauchen, unter Bedingungen, „wie in einem Ghetto“. Es sei sicher erfolgversprechender, wenn man zum Beispiel bei seinem Starnberger Kollegen, dem Pneumologen Dr. Weber, eine fundierte und gegebenenfalls medikamentös begleitete Raucherentwöhnung anginge. Am meisten Spaß an so einer Behandlung habe er, wenn er z.B. mit einem engagierten Patienten zusammen schaffe, eine fortgeschrittene Parodontitis zum Stillstand zu bringen. Seine Patienten, so Dr. Walzer, hätten dann ein ganz anderes Lebensgefühl, seien langfristig gut versorgt und hätten so eine viel bessere Lebensqualität.
Weil wir nun mehr über die professionell begleitete Rauchentwöhnung wissen wollen, machen wir uns auf den Weg zum Pneumologen und Internisten Dr. Michael Weber nach Starnberg-Percha, seines Zeichens auch Umweltmediziner und Vorsitzender des Bundesverbandes der Pneumologen in Bayern. Das aktuell strikte Rauchverbot in Bayern findet er sinnvoll, denn: „Die Leute rauchen dann einfach weniger oder hören eher mal ganz auf. Jeden Tag sterben in Deutschland immer noch so viele Menschen am Rauchen, wie in einen Jumbojet hineinpassen! Und diese Menschen steigen ganz bewusst in diesen „Flieger“ ein!“ Absolut eindeutig hängen bestimmte schwere und tödliche Erkrankungen direkt mit dem Rauchen zusammen, z.B. das Bronchialkarzinom und andere Krebserkrankungen, oder COPD, d.h. Chronic Obstructive Pulmonary Disease”, auf Beinahe-Deutsch: Chronisch obstruktive Lungenerkrankung. Bei dieser Erkrankung kommt es durch eine chronische Schädigung von Lunge und Bronchialsystem zu einer langsam fortschreitenden Bronchialverengung und Zerstörung der Lunge. Das führt dann zu einer sich über viele Jahre hinziehenden schleichenden Verschlechterung der Lungenfunktion. Zunächst kaum zu bemerken, es fällt dann aber doch eine zunehmende Atemnot bei Belastung auf. Manchmal kommt es auch zu einem Lungenemphysem, das ist eine Überblähung und zunehmende Zerstörung der Lungenbläschen. Auch hier ist Atemnot bei Belastung das wichtigste Symptom. In Schottland hätten sich, so Dr. Weber – statistisch relativ rasch messbar – nach Einführung des strikten Rauchverbotes in den Pubs nachweislich die Todesfälle durch Herzinfarkte drastisch verringert – bei Bronchialkarzinomen dauere es aber an die zwanzig Jahre, bis die Fortschritte auch statistisch erfasst werden könnten. Impotenz, massive Herz-Kreislauferkrankungen, vorzeitige Alterung, schlechte, fahle Haut und gelbe Zähne seien ebenfalls unmittelbare Folgen des Rauchens. Besorgt sind wir jetzt allmählich schon. Ob Herr Dr. Weber fahle Raucherhaut und vorzeitige Alterung bei uns bemerkt, weil wir auch mal….? Und Impotenz wäre auch katastrophal, jedenfalls solange man noch keinen Lungenkrebs hat. Beim Joggen letztens kamen wir auch ziemlich aus der Puste…
Nach der Diagnose Lungenkrebs sind rund 90% der Erkrankten nach fünf Jahren tot. Brustkrebs oder Prostatakrebs sind zwar häufiger, die Wahrscheinlichkeit, daran zu sterben ist aber wesentlich geringer. Beim Bronchialkarzinom ist es meist Zufall, wenn es in einem eventuell noch behandelbaren Frühstadium entdeckt wird – wenn Symptome bemerkbar sind, ist es eigentlich zu spät. Dann doch lieber ganz schnell aufhören, das leuchtet nun sogar uns ein. Wie können wir uns nun den weiteren Ablauf bis zur Entwöhnung vorstellen? Wichtig sei, so Dr. Weber, zu allererst der Wille des Patienten, aufhören zu wollen. Jeder sollte sich einmal selbst fragen, warum er überhaupt raucht und welche Vor- bzw. Nachteile das Rauchen für einen persönlich hat. Grundsätzlich sei es auch wichtig, dass jeder Arzt jeden rauchenden Patienten auf dessen Sucht anspricht, da es durchaus immer wieder Phasen gibt, in denen ein Raucher empfänglich und motivierbar ist. Mit dem Rauchen aufzuhören ist das beste Investment, das ein Raucher in seine Gesundheit machen kann.
Entschließt man sich zum Aufhören, aus welchem Grund auch immer, sollte man seinen Arzt auf mögliche Entwöhnungsoptionen ansprechen. Als wirksame Therapie empfiehlt sich ein professionelles Tabakentwöhnungsprogramm, da die Erfolgswahrscheinlichkeit mit professioneller Hilfe deutlich höher ist. Zuerst wird ein längeres Gespräch geführt, der Patient erhält medizinische Infos zu den Nachteilen des Rauchens und vor allem über Rauchen als Suchterkrankung, auch zu den möglichen Entzugserscheinungen. Der Fagerström-Test kann da eine Einschätzung geben, wie schwer ein Patient suchtbelastet ist. Da das Rauchen unter anderem über das körpereigene Belohnungssystem fälschlich Wohlbefinden suggeriert, kann es beim Entzug auch zu Zittern, Schweißneigung, Erregbarkeit und anderen psychischen Beschwerden kommen. Mit Hilfe einer Tabelle soll der Patient dann selbst herausfinden, wann, wo und unter welchen Bedingungen er zur Zigarette greift. Für die jeweilige Situation sollen „Ersatzmittel“ gefunden werden. Hilfreich für die eigene Motivation und das Durchhaltevermögen ist es auch, gemeinsam mit Angehörigen, Freunden oder dem Partner das Rauchen aufzuhören. Zuerst wird der Patient damit beginnen, den Konsum zu reduzieren, und schließlich wird gemeinsam mit dem Arzt ein fester Termin für den Rauchstopp festgelegt. Meistens ist medikamentöse Unterstützung angezeigt – die neuen Medikamente führen 3 mal häufiger zum Erfolg als eine Entwöhnung ohne Medikamente. Die Entzugssymptome werden abgeschwächt, und die Handlung des Rauchens von der körpereigenen „Belohnung“ im Hirn entkoppelt. Viele Raucher haben ein Problem damit zuzugeben, dass sie gerne aufhören wollen, es auch schon versucht haben, aber es ohne ärztliche Unterstützung einfach nicht schaffen. Dr. Weber ist nicht der einzige Experte, der das Rauchen selbst als Erkrankung ansieht, so dass, wie bei jeder anderen Erkrankung auch, die Einnahme von Medikamenten bei der Entwöhnung nicht peinlich sein muss. Es ist auch nicht immer der erste Entwöhnungsversuch erfolgreich! Und der Patient sollte sich weiter ärztlich betreuen lassen. Dr. Weber ruft auch in einem Zeitraum von einem Jahr regelmäßig an und fragt nach, ob alles noch in Ordnung ist. Die Entwöhnung lohne sich für alle Raucher, in jedem Alter, so Dr. Weber. Nur mit der Gewichtszunahme sollte man umgehen können, aber statt zu Rauchen könne man dann ja mehr joggen gehen. Der Körper kann sich zwar nicht vollständig regenerieren, also wieder den Zustand eines Nichtrauchers erreichen, aber die erhöhten gesundheitlichen Risiken werden bei andauernder Abstinenz wirklich weitestgehend verringert. Wir meinen: jetzt aber los, zum Arzt! Aber wie kann man so einen in der Raucherentwöhnung erfahrenen Arzt finden? Was können Ärzte tun, die ihre rauchenden Patienten in der Entwöhnung begleiten möchten? Herr Dr. Weber lächelt: „Gute Frage! Es gibt zwar mehrere Fortbildungsprogramme für Ärzte in der Raucherentwöhnung, aber meines Wissens noch kein Verzeichnis, in dem man nachsehen könnte, welcher Arzt diese Qualifikation hat. Am besten fragen Sie den Arzt Ihres Vertrauens, ob er so eine Fortbildung schon gemacht hat.“
Ein kleines bisschen schlauer und angesichts unserer nicht-immer-Abstinenz noch etwas nachdenklicher als zuvor gehen wir nach nebenan, in die kardiologische Praxis von Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Axel Frey, Konsiliararzt der LMU München. Er wird uns jetzt wohl den Rest geben. Aber nein, meint der sympathische Experte, der erhobene Zeigefinger habe noch keinem Patienten oder Raucher etwas genützt, das sei nun wirklich passé. Das fehlende Krankheitsempfinden beim Raucher werde eher durch persönliche Betroffenheit und Erfahrung hervorgerufen, zum Beispiel wenn plötzlich ein Freund oder Angehöriger an einer rauchertypischen kardiovaskulären, d.h. „das Herz und das Gefäßsystem betreffenden” Erkrankung leidet. Vor einiger Zeit hatte er einen Patienten, der begeisterter Sportler war, wie alle in seinem Freundeskreis, alle zwischen 45 und 55 Jahren. Alle starke Raucher, die dachten, der viele Sport gleiche das dann schon aus. Als dann einer von ihnen trotzdem schwer krank wurde, war die Motivation auch bei allen anderen stark, mit dem Rauchen aufzuhören. Uns ist nun nicht so klar, warum genau sich Rauchen auf Herz und Kreislauf so schädlich auswirken soll, und nicht nur auf die Lunge und die Zahngesundheit?
Rauchen, so erklärt Prof. Dr. Dr. Frey geduldig, setzt verschiedene Mechanismen im Körper in Gang, die zu Arteriosklerose, vulgo „Arterienverkalkung“ führen können. Unter Arteriosklerose versteht man die Ablagerung unter anderem von Fett, Bindegewebe und Kalk in den Blutgefäßen. Das eingeatmete Kohlenmonoxid beim Rauchen führt zu einer Verminderung der Sauerstoffversorgung der Gewebe, wodurch das „schlechte“ LDL-Cholesterin leichter in die Gefäßwände eindringt. Die Sauerstoffversorgung der Organe von Rauchern entspricht der von Nichtrauchern, die sich in über 2000 Meter Höhe aufhalten. Zugleich vermindert Rauchen das “gute” HDL-Cholesterin, das der Ablagerung von LDL-Cholesterin in den Gefäßwänden entgegenwirkt. Cholesterin ist an sich nichts Schlimmes, sondern ein lebenswichtiger Naturstoff. Es ist zuständig für die Durchlässigkeit, Stabilität und Struktur der Zellwände, etwa wie ein Ziegelstein für ein Haus. Wenn sich aber zu viel LDL-Cholesterin an den Gefäßwänden ablagert, entstehen die sogenannten Plaques, die dann schrittweise das Gefäß verengen und sogar ganz verschließen können. Das ist dann die Ursache für Funktionseinschränkungen und letztlich Infarkten. Außerdem steigt der Blutdruck beim Rauchen einer Zigarette für fast 10 Minuten an. Auch die Herzfrequenz nimmt zu, der Puls wird um bis zu 30 Schläge in der Minute schneller. Dies bedeutet, dass das Herz beim Rauchen mehr Sauerstoff benötigt. Sind die Gefäße bereits geschädigt, kann es sogar während des Rauchens akut zum Sauerstoffmangel des Herzens, einem Angina pectoris-Anfall, kommen. Man sollte auch wissen, dass sich die Risikofaktoren Rauchen und erhöhte Cholesterinwerte multiplizieren. Man hat in Finnland und Schottland, schon vor 20 Jahren Studien durchgeführt, um die Auswirkungen von Medikamenten, die das Cholesterin senken, zu untersuchen. Das Ergebnis war, so Prof. Dr. Dr. Frey, eindeutig positiv, die dort sehr hohe Herzinfarktrate nahm signifikant ab. Es konnte mit der Medikamentengruppe der Statine in einzelnen Studien auch ein geringer lebensverlängernder Nutzen der Einnahme eines Cholesterinsenkers gezeigt werden.
Auch die Ernährung spielt eine große Rolle im Hinblick auf den Risikofaktor Cholesterin; eine aktuelle Studie, die in China vor dem Hintergrund zunehmender Verwestlichung der Ernährungsgewohnheiten an 46.000 Menschen ab 20 Jahren durchgeführt wurde zeigte einen deutlichen Zusammenhang zwischen dem Body-Mass-Index, Gewichtszunahme und Diabetes. Insgesamt stiegen die Diabeteserkrankungen in der Landbevölkerung um 10 Prozent, bei der Stadtbevölkerung sogar um 15 Prozent. Die Menschen in den Städten bewegen sich auch weniger als die auf dem Land. Und Fitnessstudios sind dort noch nicht so verbreitet. Bei Diabetes ist u.a. das gefäßschädigende LDL-Cholesterin sehr stark überhöht, das HDL-Cholesterin, vermindert. Wird die Diabetes nur unzureichend behandelt, kommt es zu einer nachhaltigen Schädigung der Blutgefäße, die durch hohen Blutdruck noch weiter verstärkt wird. Da das Blut Cholesterin nicht abbauen oder auflösen kann, entstehen an vorgeschädigten Stellen der Blutgefäße zu Ablagerungen, also Arteriosklerose.
Kommt dann noch andauernder negativer Stress, der sogenannte Disstress hinzu, fehlt es an allem: Disstress führt zu einer stark erhöhten Anspannung des Körpers mit den entsprechenden biochemischen Reaktionen im Körper. Auf Dauer führt dies, im Gegensatz zum positiven Stress, zu einer Abnahme der Leistungsfähigkeit und einem deutlich erhöhten Herzinfarktrisiko. Es sei eben weder schick, noch ein Merkmal besonderer Leistungsfähigkeit und Vitalität, die meiste Zeit ärgerlich, gehetzt und gestresst zu sein, betont Prof. Dr. Dr. Frey, eher das Gegenteil sei der Fall. Dauerärger verursacht Herzrasen, soziale Isolation erhöht das Herzinfarktrisiko. Herzinfarkt ist der moderne Heldentod stressgeplagter Manager. Psychischer Stress bedroht das Herz. Ewig genervte Schwarzseher denken sich krank.
So verstarben in einer Langzeitstudie über ein Viertel der untersuchten Pessimisten binnen zehn Jahren an Schlaganfall oder Herzinfarkt. Bei Patienten ohne Disstress waren es nur sieben Prozent. Der ständig hohe Spiegel an Stresshormonen hat fatale Folgen. Er lässt Herzfrequenz wie Blutdruck steigen, durch ständig hohe Kortisolpegel produziert der Körper zu viele freie Fettsäuren. Das erhöht die Konzentration von Cholesterin und Triglyzeriden im Blut und damit das Risiko für Arteriosklerose. Zugleich gerät der Salz- und Wasserhaushalt außer Kontrolle, wodurch Blutdruck und Arteriosklerose-Gefahr weiter steigen. Die beiden anderen Stresshormone, Adrenalin und Noradrenalin, steigern die Neigung der Blutplättchen, sich zusammen zu ballen und bilden Blutgerinnsel, in deren Folge ein Infarkt entstehen kann. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Klar können durch eine medikamentöse Therapie die Kombinationen der Risikofaktoren verringert werden. Wirklich effektiv scheint nur eine Änderung der Lebensweise zu sein.
Am besten wirke, meint Prof. Dr. Dr. Frey etwas lakonisch, schlicht und ergreifend: “Mehr Bewegung. Sport! Regelmäßig, und so, dass man Spaß hat und richtig schwitzt.” Kohlehydrat- und salzarme Ernährung, und dabei wird man meistens auch nicht zu dick. Man könne natürlich auch, wenn ein regelmäßig durchgeführter Gesundheits-Check und eine Kombination von Risikofaktoren wirklich Anlass dazu gibt, vorbeugend Cholesterinsenker bekommen. Risikofaktoren tun ja für sich betrachtet nicht weh, sondern sind meistens sogar angenehm…nach dem Schweinebraten und der Maß Bier noch ein paar Zigaretten oder eine Zigarre und danach faulenzen – das erzeugt erstmal keinen Leidensdruck. Umso mehr sollte man seine Gesundheit im Auge behalten. Gerade wenn man einen anstrengenden Beruf hat, sollte man sich die Zeit nehmen, sich wenigstens alle ein bis zwei Jahre gründlichst durchchecken und auch die Cholesterinwerte prüfen zu lassen. Sinnvolle Vorsorge ist auch bei
Privatpatienten jedenfalls besser als spätere Therapie. Das könnte einem das Leben retten oder verlängern.
Wir fassen zusammen: nicht Rauchen, sehr gesund essen, regelmäßig Sport treiben, bis auf ein (!) kleines (!) Gläschen Rotwein am Abend keinen Alkohol, zugleich soziale Isolation vermeiden und dann auch noch positiv denken. Ganz schön gesittet. Aber auch heldenhaft.
S. DeZilva
Mit freundlicher Unterstützung von Pfizer Pharma GmbH.