Gold – Steine – und unendlich viele Ideen

Mit Barbara Dorsch-Aumiller stellen wir eine regionale Goldschmiedin vor, die nicht einfach nur kreativ ist, sondern ihr Handwerk vom Feinsten versteht. Eine Begegnung in Ihrem Tutzinger Atelier…

Nur mit dem Unmöglichen als Ziel gelingt das Mögliche.
Miguel de Unamuno

Barbara Dorsch – Aumiller – die Goldschmiedemeisterin

Da sitzt sie inmitten ihrer Schmuckstücke und erzählt. Im Redefluss befühlt sie mit ihren schlanken Fingern eine prächtige Kette aus Hunderten von Korallen unterschiedlichster Form und Größe. Rückt hier einen Ring auf dem samtenen Vorlagetablett zurecht. Zaubert immer neue Tabletts mit immer anderen, überraschenden Schmuckstücken aus ihrem Kollektionskoffer und stapelt sie auf dem Tisch. In ihrer Werkstatt arrangiert sie mit einer Vielfalt loser Korallen und Steine Kombinationen für neue Schmuckstücke. Zeigt anhand von Wachsmodellen, wie ein Ring entsteht, und demonstriert, wie fein die Spitze eines Lötkolben sein muss, um filigranste Verbindungen – etwa die winzigen Gelenke in ihren Ohrringen – zu löten. Denn: „Ich mache femininen Schmuck“ sagt sie. Und da müssen Ohrhänger eben spielerisch baumeln statt starr zu hängen. So geht es weiter, und man könnte ihr stundenlang zuhören. Zusehen wie sich unter ihren Händen ein paar Cabochons zu einem imaginären Ohrring gruppieren, die fertigen Schmuckstücke wieder und wieder betrachten – und am liebsten gleich alle anprobieren. „Das wäre zum Beispiel Ihre Farbe“, sagt sie dann, als würde sie es spüren, und reicht einen Ohrring herüber – springt auf und kommt mit einem Spiegel zurück.
„Sie können alles gerne mal anprobieren“.
Barbara Dorsch-Aumiller ist Goldschmiedin und Schmuckdesignerin mit jeder Körperzelle. Gold und Steine sind ihr Element, Schmuck ist ihr Leben.
Da wundert man sich auch nicht, wenn sie sagt: „es gab für mich nie etwas eindeutigeres, als Goldschmiedin zu werden.“ Ein Glück, dass sie ihren Traum wahr gemacht hat – denn die Welt würde sonst viele einzigartige Schmuckstücke weniger zu Gesicht bekommen! So ist auch eines der wichtigsten Prinzipien von Barbara Dorsch-Aumiller: „Mein Schmuck ist nicht nur für den Tresor gemacht! Er soll tragbar sein – und ist es auch.“
Nach der Lehre machte sie sich sofort selbstständig und setzte den Meistertitel nebenbei obendrauf – mit einem Collier aus Gold, Korallen, Perlen und Brillanten, das sie 300 Arbeitsstunden kostete. Ein Meisterstück, das seinen Namen verdient. Und genau so, wie sie bei der Ausbildung ihren eigenen Weg ging, macht sie seither weiter. Ihr Motto: „Es muss etwas Besonderes sein.“ Ihre Stücke faszinieren durch große Steine in außergewöhnlichen Formen und Schliffen,
extravagante Materialien wie Eisen, Bronze und Carbon, sowie Rari
täten aus Grüntürkis und Lavendeljade. Am liebsten jedoch arbeitet sie mit Roségold und Korallen. „Koralle ist einzigartig“, schwärmt sie. Das extrem langsame Wachstum der Korallen macht es unmöglich, sie zu züchten, und die streng limitierten Ernten lassen dieses Material immer kostbarer werden. In Ihrem Sortiment befinden sich Korallen, die bis zu 1500 Jahre alt sind. Cabochons in vielen Formen, Farben und Größen werden – pur mit Gold oder kombiniert mit Brillanten und anderen Steinen – von ihr zu auffallend zeitlosem Schmuck verarbeitet.
Doch Barbara Dorsch-Aumiller hat so viele Facetten wie ein geschliffener Diamant – und ist viel mehr als nur „Goldschmiedin“. Sie ist Künstlerin, Handwerkerin, Perfektionistin und Tüftlerin in einem. Komplizierte Kettenverschlüsse legt sie sich in der Entwicklungsphase schon mal aufs Nachtkästchen, um rund um die Uhr darüber grübeln zu können. Ist ein Schmuckstück in ihren Augen noch nicht „rund“, bastelt sie so lange daran, bis sie rundum zufrieden ist. Sitzt ein Ohrring nicht perfekt am Ohrläppchen der Kundin, wird der Stecker versetzt.
„Schmuck ist wie Schuhe oder Kleidung, es nützt das Schönste nichts, wenn es nicht passt!“
Und weil sie eben nicht „nur“ Künstlerin ist, sondern auch Handwerkerin, geht sie mit ebenso großer Freude und Liebe zum Detail auf Wünsche und Ideen Ihrer Kundinnen ein. Neben ihren eigenen Kreationen machen Reparaturen und Umarbeitungen einen guten Teil ihrer Arbeit aus.

Für Barbara Dorsch-Aumiller ist ihr Beruf also perfekt – mit einem kleinen Schönheitsfehler: „Hier am Starnberger See, wo ich lebe, bin ich ein Geheimtipp – aber leider zu geheim“, erklärt sie lachend. Sie lebt von Weiterempfehlungen zufriedener Kundinnen und berät am liebsten in ihren eigenen Räumen oder besucht die Damen auch zu Hause.
Das Problem: „Meine Kundinnen sind manchmal so zufrieden und stolz auf ihre Stücke, dass sie Komplimente von anderen Frauen zwar gerne entgegennehmen, aber nicht verraten, welche Künstlerin dahintersteckt. Manche haben vielleicht Angst, dass jemand anderes dann das Gleiche tragen könnte“, erklärt sich Barbara Dorsch-Aumiller das lustige Phänomen. „Aber die Sorge ist unbegründet, ich fertige nur Einzelstücke. Dafür habe ich auch viel zu viele Ideen.“ Was macht die Perfektionistin nun mit dem Problem? Wie immer: etwas ändern. Das erklärte Ziel für die nächsten Jahre lautet also: als Geheimtipp bekannt werden. Nicht ganz einfach. Doch nicht umsonst hat sich Barbara Dorsch-Aumiller ein Zitat des spanischen Philosophen Miguel de Unamuno in ihrer Werkstatt an die Wand gehängt. „Nur mit dem Unmöglichen als Ziel gelingt das Mögliche.“ Sie wird es sicher schaffen.

Jutta Mlnarschik

www.korallen-schmuck.de