Bei einem Sanitärgeschäft in Geretsried bestelle ich telefonisch ein Schaumstoffteil für 57,-€. Als ich das Teil nach einer Woche abhole, stelle ich leider fest, dass es nicht so passt wie vorgesehen. Kein Problem, denke ich, das gebe ich zurück – auch gerne gegen eine Gutschrift. Dort angekommen erklärt man mir, die Rückgabe kostet eine Aufwandpauschale von 40,-€. Wohlgemerkt war ich bei der Bestellung darüber nicht aufgeklärt worden.
Eine Bäckerei in Berg. Etwa 8 Kunden befinden sich im Verkaufsraum. Die Schlange reicht bis zur sich ständig öffnenden Schiebetür. Eine Verkäuferin bedient in „ihrem gewohnten Tempo“, während die andere in Seelenruhe die Theke säubert. Die Wartezeit von 12 Minuten für eine Brezel scheint Sie nichts weiter anzugehen. Auch dass Sonntags zwar bis 12 Uhr geöffnet ist, aber man mehrfach bereits um 11 Uhr weder Semmel noch Brot bekommt, lässt hier niemand aufmerken.
In Starnberg soll in einem Geschäftsraum ein 15 m langes Starkstromkabel verlegt werden. Die Starnberger Elektrofirma macht dafür einen Vororttermin. Dann erscheint Sie mit 2 Mitarbeitern, die um dieses Kabel zu verlegen, 3x zurück in Ihre Firma müssen, um Material dafür zu besorgen. Alles wird voll abgerechnet.
Es ist an der Zeit aufzuwachen. Heute kann man per Internet jederzeit so gut wie jeden Artikel günstiger als im Einzelhandel bestellen. Und man kann jeden Artikel ohne Angaben von Gründen wieder zurücksenden. Gerade jetzt sollten sich der Einzelhandel und lokale Dienstleister ihre Situation bewusst machen. Nie waren klassische Tugenden wie Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Freundlichkeit, gepaart mit Kompetenz, Beratung und Engagement für die lokale Wirtschaft entscheidender als heutzutage. Warum soll ein Kunde in ein Geschäft gehen, bei dem er nicht alle Artikel bekommt, die auf seiner Wunschliste stehen, in dem er lange Wartezeit hat, bei dem er unfreundlich, inkompetent und lustlos beraten wird und als Gipfel mehr dafür bezahlt?
Die stärkste Werbung ist schlicht und ergreifend die Erfahrung, die ein Kunde in einem Geschäft macht.
Keine Broschüre, keine Homepage, keine Kampagne kann diesem Erlebnis etwas entgegen setzen.
Wer morgen noch auf dem Markt sein will, muss heute seine Hausaufgaben machen.
Die Seestyle-Redaktion